Konzerte in Deutschland: Zahlen, Fakten, Hintergründe
In welchem Monat finden am meisten Konzerte statt? Wer besucht mehr, der Bayer oder die Hamburgerin? Gibt es immer noch eine Corona-Delle? Ein Blick auf die Zahlen vom vergangenen Jahr*, von Platzhirschen, Hidden Champions und was das Kleine Kurhaus der Uber Arena voraus hat.
So viele Konzerte gab es 2023. Und so viel Vielfalt.
Ob im Norden oder im Süden, Osten oder Westen: Konzerte fanden 2023 wirklich überall statt. Nicht nur in großen Städten, auch auf dem Land und auf kleinen Inseln, wie unsere Konzertkarte für Deutschland zeigt. Veranstalter stellen überall etwas auf die Beine, um das Erlebnis Livemusik zu ermöglichen. Denn die Menschen lieben Livemusik.
Natürlich gibt es auch Orte mit besonders vielen Veranstaltungen: Konzert-Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Bad Füssing. Bad wie bitte? Mehr dazu weiter unten. Doch zuerst eine gute Nachricht: Die Livemusik hat sich vom Coronavirus erholt.
Konzertbranche erholt sich langsam von Corona
Corona hat die Branche hart getroffen. Erst waren so gut wie überhaupt keine Live-Konzerte vor Publikum mehr möglich, dann wurden nur bestimmte Formate vor deutlich weniger Personen erlaubt. Und als man endlich alle Maßnahmen zur Eindämmung des Virus aufheben konnte, lief der Kartenverkauf nur schleppend an. Viele hielten sich zurück, hatten sich ins Private zurückgezogen. Davon waren vor allem kleine Veranstalterinnen betroffen.
Doch auf Dauer fehlte den Menschen etwas. Denn ob großes Stadion oder kleiner Club: Konzerte haben ihren eigenen Charme. Schon 2023 fanden deshalb wieder fast so viele Konzerte statt wie vor Corona. Tendenz steigend.
Fazit: Die Zahl 217.999 spiegelt die Anzahl aller Konzerte wider. Groß-Veranstaltungen haben darin nicht mehr Gewicht als Clubkonzerte. Das heißt, es finden ebenso viele kleine Konzerte wie vor der Pandemie statt. Die Branche hat sich wieder aufgerappelt.
Warum Bayern vor NRW liegt – Ihr Tipp ist gefragt
Im Jahr 2023 zählte Bayern 39.667 Konzerte, Nordrhein-Westfalen immerhin 34.960. Doch warum ist das so? NRW hat ein Drittel mehr Einwohnerinnen und große Ballungsräume. Es ist also manchmal gar nicht so leicht, zu erklären, warum in einem Bundesland mehr Veranstaltungen sind.
Was glauben Sie? Geben Sie Ihren Tipp ab:
- Bayern hat auf dem Land sehr viele alte Scheunen, die berühmt sind für ihre kleinen Konzerte.
- Bayern steckt mehr Geld in Veranstaltungsorte. Das macht sich bezahlt.
- Bayern hat mehr Kurbäder, in denen viele Konzerte stattfinden.
Die Auflösung finden Sie unter „Top Location 2023“.
Größere Konzerte im Westen. Mehr Vielfalt im Osten.
Die vier größten Städte lagen 2023 vorn. Bei der Anzahl der Konzerte und der Besucher. Das dürfte niemand überraschen. Interessant wird es aber, wenn man auf die Details schaut: So hatte Berlin nur etwa 1,7 mal so viele Konzertbesucher wie München, aber gleich 2,5 mal so viele Veranstaltungen.
Das große Berlin hat also auch viel Kleines zu bieten. Das deutet auf eine besonders lebendige Musikkultur und musikalische Vielfalt. Ähnliches gilt für Leipzig und Dresden, die bei den Besucherinnen hinter Frankfurt und Stuttgart rangieren; doch bei der Anzahl der Konzerte die Nase vorn haben.
Fazit: Natürlich haben auch Städte wie Hamburg, München oder Stuttgart ein vielfältiges Konzertprogramm. Doch mehr Besucherinnen gehen nicht automatisch auf mehr Veranstaltungen zurück. Das Kleine hat seinen Platz – gerade in ostdeutschen Städten. Ein Hinweis für musikalische Vielfalt.
Hamburger Konzert-Hopper vs. Brandenburger Konzertmuffel
Die größten Bundesländer kommen 2023 auf die meisten Konzertbesuche. So weit so erwartbar. Nimmt man jedoch die Konzertbesuche pro Einwohner ergibt sich ein anderes Bild. So kommt die Hamburgerin auf 1,74 Konzertbesuche pro Jahr, der Berliner auf 1,41 und die Brandenburgerin bloß auf 0,42.
Vorsicht vor voreiligen Schlüssen. Es ergibt sich ein einseitiges Bild, wenn wir eine Großstadt wie Hamburg mit einem dünn besiedelten Land wie Brandenburg vergleichen. Nicht zufällig liegen die drei Städte-Bundesländer bei den durchschnittlichen Konzertbesuchen vorn. In einer Stadt finden mehr und größere Konzerte statt, die leichter besucht werden können (auch von Menschen aus dem Umland).
Fazit: Je besser die Infrastruktur und die Voraussetzungen, desto mehr Konzerte und mehr Konzertbesuche. Schafft man auf dem Land etwa mehr Veranstaltungsorte, werden die Menschen das dankbar annehmen.
Der Herbst holt Gold!
Liegt es an Weihnachten? Zu viel Trubel, zu viel Erledigungen, zu viel Stress. Dass im Januar die Luft raus ist. Und plötzlich alle zuhause bleiben wollen. Fest steht: Im ersten Monat im Jahr finden am wenigsten Konzerte statt. Die unwirtlichen Temperaturen können aber nicht schuld sein – denn im Dezember jagt ein Auftritt den nächsten.
Die meisten Veranstaltungen 2023 waren: im Oktober, November und Dezember. Damit sichert sich der goldene Herbst den 1. Platz. Etwas anders sah es bei den Besucherzahlen aus, doch dazu gleich mehr. Im Herbst jedenfalls tauchten die Menschen ab in intime Clubatmosphäre und genießen in großen und kleinen Hallen Livemusik.
Fazit: Der Januar ist ein guter Monat, um ins Studio zu gehen (als Musiker), Papierkram zu erledigen (als Veranstalterin) oder Urlaub zu machen (beide).
Große Pilgerzüge im Sommer
Juni und Juli liegen auf Platz 1. Mit jeweils 7,7 Millionen Besucherinnen im Jahr 2023. Damit war fast jede/r zehnte im Juni UND Juli auf einem Konzert. Auch zwei Zweitplatzierte gibt es: August und Mai mit je 6 Millionen. Zwar finden im Herbst mehr Konzerte statt, aber der Sommer lockt mehr Besucher an – mit großen Open-Airs und Festivals.
Konzerte im Freien sind eine Erfolgsgeschichte. Die großen Stadien werden von manchen Artists inzwischen nicht nur einmal, sondern zwei-, drei- oder viermal gefüllt. Es gibt mehr Festivals als noch vor 30 Jahren, sie dauern oft länger und sind größer geworden. Für viele Musikbegeisterte sind es die ersehnten Tage des Sommers. Jahr für Jahr pilgern sie zu den Kultstätten der Musik.
Fazit: Zu den Vorzügen des Sommers zählen wärmere Temperaturen, mehr Sonnenstunden und mehr Raum für Konzerte.
Das Kleine Kurhaus ist die Top Location 2023
Auf Platz 1 liegt nicht die Uber Arena in Berlin (73 Live-Veranstaltungen), auch nicht die LANXESS arena in Köln (98 Live-Veranstaltungen) oder der Olympiapark in München (102 Live-Veranstaltungen). Was die Anzahl der Veranstaltungen angeht, ist die Top Location 2023: das Kleine Kurhaus in Bad Füssing mit unglaublichen 612 Live-Veranstaltungen.
Auch auf den Folgeplätzen liegen Kurorte mit Kurhäusern. Denn in Kurbädern finden viele Kurkonzerte statt, im Durchschnitt in manchen zwei Veranstaltungen pro Tag. Für große Stadien ist das logistisch schwer umzusetzen. Morgens Apache 207 – abends Taylor Swift?
Auflösung zu Quiz„Bayern vor NRW “:
Richtig ist Lösung C. Bayern hat doppelt so viele Kurortewie NRW, folglich auch deutlich mehr Kurkonzerte. Das erklärt gut, warum in Bayern 2023 mehr Live-Veranstaltungen als in NRW stattfanden.
Full House im Olympiapark – die Queen of Pop in Berlin
1.090.125 Menschen strömten 2023 in den Münchner Olympiapark, um bei einem der Livekonzerte im Olympiastadion oder in der Olympiahalle dabei zu sein. Allein im Juni gastierten Rammstein an vier Tagen hintereinander vor ausverkauftem Haus.
Fast so viele Besucher waren es in der LANXESS arena in Köln (990.513), in der unter anderem die Rockband KISS auftrat. Die Uber Arena in Berlin zog 700.450 Besucherinnen an – etwa mit der erfolgreichsten Solokünstlerin in der Musikgeschichte: Madonna gab im November gleich zwei Shows.
Fazit: Große Namen sorgen für großes Publikum. Vor allem, wenn sie mehrere Abende in Folge auftreten.
Das war das das vergangene Konzertjahr
- Die meisten Konzerte hatte Bayern mit 39.667 Konzerten, gefolgt von NRW mit 34.960 und Baden-Württemberg mit 31.963.
- Berlin hat bei den Städten die Nase vorn mit 16.227 Konzerten und 5.336.036 Besucherinnen.
- Olympiapark mit 1.090.125 Besuchern und Kleines Kurhaus mit 612 Konzerten räumen als Top-Locations ab.
*Erläuterung zu allen Zahlen:
Alle genannten Zahlen auf dieser Seite beziehen sich auf den Tarif U-K. Es handelt sich also vorwiegend um Konzerte der Unterhaltungsmusik. Konzerte der ernsten Musik sind nicht berücksichtigt, ebenso nicht Veranstaltungen mit Livemusik, bei denen der musikalische Auftritt nicht im Vordergrund steht.