Keine Taylor Swift auf TikTok. Keine Olivia Rodrigo. Kein Harry Styles. Das war 2024 für rund drei Monate Realität, als das Musiklabel Universal Music seinen Katalog von der Kurzvideoplattform abgezogen hatte. Der Grund: keine angemessene Vergütung. Value Gap lautet das Stichwort, das wir hier näher erklären, auch im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz.
Die Kultur- und Kreativwirtschaft steht vor einer existenziellen Herausforderung: Große Teile der Wertschöpfung werden durch Akteure aus der IT-Industrie vereinnahmt, die selbst keinen oder lediglich einen zu geringen Beitrag zur Refinanzierung der Güter leisten, von deren Nutzung sie profitieren. Diese Thematik wird unter den Stichworten Value Gap oder Transfer of Value zusammengefasst.
Zuletzt stand der Begriff „Value Gap“ international wieder im Zentrum eines Streits zwischen der Online-Plattform TikTok und dem Musiklabel Universal Music. Der weltgrößte Musikkonzern zog aufgrund von nicht angemessener Vergütung seinen gesamten Katalog von der Kurzvideoplattform ab, wodurch es Nutzerinnen und Nutzern zwischenzeitlich nicht mehr möglich war, die Musik auf der Plattform zu nutzen – darunter die Songs bekannter Artists wie Taylor Swift, Olivia Rodrigo oder Harry Styles.
Urheberrechtlich geschützte Werke sind massenhaft auf Online-Plattformen wie TikTok zu finden und obwohl zahlreiche dieser Plattformen auch eine aktive Rolle bei der Verbreitung und Verwertung von urheberrechtlich geschützten Inhalten spielen, werden die Urheberinnen und Urheber oft nur unzureichend vergütet. Die Urheberrechtsreform mit der DSM-Richtlinie auf EU-Ebene 2019 und der Novelle des deutschen Urheberrechtsgesetzes 2021 war ein wichtiger Beitrag zu einer fairen Vergütung der Kreativschaffenden in Bezug auf die Nutzung ihrer Werke auf Content-Plattformen. Doch es besteht nach wie vor ein Ungleichgewicht zwischen Lizenznehmer- und Urheber-Seite.
Im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz öffnet sich derweil eine weitere Value Gap: Große Tech-Konzerne profitieren vom Erfolg ihrer KI-Tools, die oftmals mit großen Mengen urheberrechtlich geschützten Materials trainiert wurden. Eine Studie im Auftrag von GEMA und SACEM zeigt die erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen, die diese Technologie in den nächsten Jahren auf die Musikbranche haben könnte. Auch hier braucht es einen klaren Ordnungsrahmen, um diejenigen an den Erlösen zu beteiligen, die mit ihrer kreativen Arbeit die Grundlage für diesen Erfolg schaffen.
Dieser Artikel stammt ursprünglich aus dem Jahr 2017 und wurde im April 2024 umfangreich aktualisiert.