Eine ganz besondere Playlist: Songs, die nicht von Liebe handeln, sondern von Krankheit und Verlust erzählen. Sie haben bestimmt nicht selten Interpreten und Fans dabei geholfen, Schmerz und Trauer zu überwinden.
Klar: Das meistbesungene Thema in der Musik ist zweifelsfrei die Liebe – aber auch der Kummer, den sie hervorrufen kann. Da ist der Weg dann nicht mehr allzu weit zu Erfahrungen mit Schmerz und Krankheit – egal ob seelisch oder körperlich. Passend zu unserem Titelthema in der virtuos, das sich dem Themenkomplex „Musik und Gesundheit“ widmet, haben wir eine ganz besondere Playlist aus Titeln zusammengestellt, die von Krankheit und Verlust erzählen.
Mit Klick auf den Songtitel können Sie die Lieder direkt anhören. Sie haben ebenfalls einen Song zu diesem Thema geschrieben? Schreiben Sie uns gerne an kommunikation@gema.de und wir ergänzen Ihren Song auf der Liste.
Am Tag als Conny Kramer starb – Juliane Werding
In dem Coversong von 1972 singt Werding über den Tod eines Drogenabhängigen, der sich trotz Bitten seiner Freunde nicht helfen lassen wollte. Legenden zufolge hat der Songtext, den Juliane Werding im Alter von 15 erstmals performte, autobiografische Züge. Das englischsprachige Original „The Night They Drove Old Dixie Down“ stammt von der kanadisch-US-amerikanischen Rockgruppe The Band, wurde jedoch vor allem in der Version von Joan Baez unvergessen.
Skeleton Tree – Nick Cave & The Bad Seeds
In den 18 Monaten, in denen das 16. Studioalbum „Skeleton Tree“ entstand, verstarb Nick Caves damals 15-jähriger Sohn Arthur 2015 bei einem tragischen Unfall. Viele der Tracks handeln deshalb von Verlust und Schmerz und wurden teilweise sogar um- oder neu geschrieben – allen voran das Titelstück, mit dem Cave versucht, das Trauma zu verarbeiten.
In Gedanken – Pur
Für Freunde und Familie ist die Nachricht über eine tödliche Krankheit ähnlich schmerzhaft wie für die Betroffenen selbst. Der Song aus dem Erfolgsalbum „Abenteuerland“ aus dem Jahr 1995 beschäftigt sich mit dem Schmerz und der Trauer derer, die zurückbleiben, nachdem eine Frau durch eine schwere Krebserkrankung plötzlich aus dem Leben gerissen wurde.
Disorder – Joy Division
Dieser 1979 veröffentlichte Post-Punk-Song spaltet die Meinungen hinsichtlich seiner Bedeutung. Ein Interpretationsansatz: Das Lied spielt auf die Epilepsie-Erkrankung von Sänger Ian Curtis an und beschreibt den Kontrollverlust während seiner Krampfanfälle. Diese traten sogar auf der Bühne auf und wurden von Fans anfangs als Sondereinlage fehlinterpretiert. Nach Ian Curtis‘ Suizid 1980 löste sich Joy Division auf, kehrte aber noch im gleichen Jahr als New Order zurück.
Clouds – Zach Sobiech
Im Alter von 14 Jahren erkrankte Zach an einem Osteosarkom, einem bösartigen Knochentumor. Am 5. Dezember 2012 lud er „Clouds“ auf YouTube hoch, um sich von seinen Freunden und seiner Familie zu verabschieden. Das Video ging überraschenderweise viral, Zach erhielt einen Plattenvertrag und spielte sogar einige Konzerte, bevor er mit 18 Jahren verstarb. 2020 eroberte das Lied nochmals die Spitze der Charts, als der gleichnamige Film über Zachs Leben bei Disney+ erschien.
How To Save A Life – The Fray
Die prägende Zeit als Mentor eines drogenabhängigen Teenagers diente Leadsänger Isaac Slade als Inspiration für diesen Titel aus dem Jahr 2005. Er erzählt vom langsamen Fall des Jungen und all den Beziehungen, die er auf diesem Weg verloren hat.
Wenn du gehst – Johannes Oerding
In dem gefühlvollen Song von 2019 geht es ums Vermissen einer geliebten Person, deren Präsenz man ganz selbstverständlich erlebt – bis sie plötzlich nicht mehr da ist. Der Song ist aber auch ein Appell, jeden Moment miteinander zu genießen, um möglichst viele schöne Erinnerungen zu erzeugen.
In The Stars – Benson Boone
Boone beschreibt in „In The Stars“ aus dem Jahr 2022 die Unterschiede in seinem Leben, nachdem seine geliebte Großmutter gestorben ist, die sein Leben nachhaltig geprägt hat – wie er den Verlust in den kleinsten Dingen bemerkt und an ihnen festhält, weil er noch nicht bereit ist, sich für immer zu verabschieden.
Laura – Prinz Pi
Dieser Hiphop-Song von 2011 erzählt vom Suizid einer jungen Frau, von dessen Hintergründen und von den Schuldgefühlen, die er hervorrief. Traurig: Das Lied ist autobiografisch, denn es basiert auf dem Selbstmord der Exfreundin des Sängers.
Black Dog – Arlo Parks
Arlo Parks beschreibt zwei Dinge in der 2020 erschienenen Ballade: Depression als Krankheit, die wie ein schwarzer Hund nicht mehr von der Seite der Betroffenen weicht, und die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn man jemandem mit Depressionen helfen möchte. Der Refrain gilt als eine der besten Beschreibungen für die psychische Erkrankung. Der „Black Dog“ als Metapher für die depressive Störung stammt übrigens vom ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill.
Dein Leben – Barbara Zanetti
Die Singer-Songwriterin hat das Lied als Sensibilisierung gegenüber Menschen mit Demenz komponiert, nachdem ihre Großmutter an Alzheimer erkrankt war.
Wir vermissen dich – Emily
„Ich habe diesen Song für meinen Vater geschrieben, der nach einer Psychose in eine schwere Depression gefallen ist. Ich wollte ihm damit zeigen, dass wir alle für ihn da sind und er sich ‚fallenlassen‘ und sich auf uns verlassen kann, egal wie lange der Weg aus einer Depression manchmal auch erscheinen mag“, sagt Emily über den Song, den sie gemeinsam mit ihrem Vater nach dessen Krankheit aufgenommen hat. „Der Song soll nicht nur Betroffenen psychischer Krankheiten, sondern auch den nahestehenden Personen eine Stütze sein, denn ich glaube, so viele von uns kennen das Gefühl der Ohnmacht und Sorge, wenn man sieht, wie eine Person, die man lieb hat, leidet und im eigenen Tunnel gefangen ist.“ Ihr Vater Heinz sagt über das gemeinsame Projekt: „Der Song war für uns beide eine tolle Therapie.“
Frei wie der Wind – Johannes Engel
Johannes Engel über ein Schlüsselerlebnis in der Entstehung des Songs: „Aus einem ‚mentalen Loch‘ heraus, dem neben seelischem auch körperliches Ungemach folgten, begab ich mich nach anfänglicher Odyssee schlussendlich auf den Weg zu mir und meinem Selbst. Als ich in der Natur saß und nachzusinnen suchte, trällerte ein Vogel auf dem Zweig eines Baumes gleich über mir seine Melodie. Mein erster Gedanke: Na, der hat es gut, muss sich ja um nichts Sorgen machen. Wird nirgendwo in Termine, Zugzwänge und Erwartungen eingebunden und lebt einfach. So gut möchte ich es auch haben. Der zweite Gedanke: Kannst du doch auch, mach's ihm nach. Der dritte Gedanke: Warum eigentlich nicht? Back to the basics, zurück zum Eigentlichen und Wesentlichen, raus aus der Mühle. Niemand kann das für mich tun, nur ich selbst.“ Diese Entscheidung und Erlebnisse hat er in diesem Song verarbeitet: „Ich habe wieder einmal erlebt, wie hilfreich und heilsam die Musik sein kann.“
Sag es laut – Tausendsassa
Der Tausendsassa über Sag es laut: „Der Song ist in einer Phase entstanden, als ich selbst zu kämpfen hatte. Zukunftsängste, Zweifel und eine scheinbare Perspektivlosigkeit haben mich gelähmt. Also habe ich einen Song geschrieben um mir Mut zu machen, um dann durch Zuspruch und viele Nachrichten das Feedback zu bekommen, dass der Song auch für viele andere Menschen eine Hilfe sein kann. Wer kennt es nicht: Gedankenspiralen, die den Nebel immer dichter werden lassen und einen hinunterziehen. Manch eine und manch einer ist stärker davon betroffen als andere; manche wissen sich gut selbst herauszuhelfen, andere sind auf Hilfe von außen angewiesen, statistisch gesehen jeder Dritte. Ganz gleich, wie sich das individuell gestaltet: Mental Health ist ein Thema, das Aufmerksamkeit verdient, nicht erst seit Corona! Achtet gut auf euch und eure Liebsten, habt eure Gedanken und ihre Dynamik im Blick und holt euch Hilfe, wenn ihr das Gefühl habt, allein nicht weiterzukommen. Damit am Ende jede und jeder einen Weg für sich findet, um wieder zu sagen: Ich komm da raus, ich glaub an mich, ich schaff das, ich zieh den Vorhang auf, ich sag es laut: Ich pack das!“