Ralph Kink: "Der Mensch ist der Pilot, das Digitale der Co-Pilot"

Foto: Michael Kraus

Ralph Kink, neuer Vorstand für „Digitale Transformation“, erklärt im Interview, wie die Digitalisierung dazu beitragen soll, dass Mitglieder schneller an ihre Tantiemen kommen – und warum die GEMA gut beraten ist, ihre Geschichte besser zu erzählen.

Ralph, du hast kürzlich als Vorstand das neue Ressort „Digitale Transformation“ bei der GEMA übernommen. Was reizt dich an der neuen Aufgabe?

Das Erste ist die Mission der GEMA. Wir möchten, dass die Musikschaffenden von ihrer Arbeit leben können. In unserer Welt wird es immer wichtiger, den Blick darauf zu haben, was Menschen schaffen und wie kreativ sie sind. Daher reizt es mich, diesen Menschen zu helfen, damit sie Wertschätzung für ihre Arbeit bekommen.

Vor deiner Aufgabe bei der GEMA warst du bei Microsoft. Siehst du nach den ersten Wochen im Amt Parallelen zur GEMA?

Es gibt eine große Analogie. Bei Microsoft ging es auch immer darum, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen zu helfen, mehr tun zu können, mehr Freizeit zu haben. Ein besseres Leben durch Technologie zu führen. Genau das machen wir bei der GEMA im Bereich der  Digitalisierung. Die Musikschaffenden stehen im Mittelpunkt, und die Technologie gibt den Menschen mehr Freiräume, damit der Kopf frei ist für die eigentliche Arbeit. Der Mensch ist dabei immer der Pilot, das Digitale der Co-Pilot.

Und wie hilft die Technologie der GEMA?

Die GEMA hat viele Schnittstellen zu Musikschaffenden und Musiknutzerinnen und -nutzern, und all diese Schnittstellen müssen reibungslos und leicht verständlich bedienbar sein. Das ist ein großes Digitalisierungsthema. Wenn ich früher eine Setlist eingeschickt habe, kann ich heute automatisiert über Monitoring-Systeme darstellen, welche Musik ich gespielt habe. Diese Schnittstellen alle leichter bedienbar zu machen, das ist die Aufgabe der Digitalisierung.

»Die GEMA repräsentiert menschliche Schöpfungskraft«

Wo steht die GEMA gerade auf einer Skala von 0 bis 10 im Digitalisierungsbereich?

Die GEMA hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Viele Themen wurden neu und leichtfüßig transformiert und angegangen. Wir sehen einzelne Inseln von guter Digitalisierungsarbeit, zum Beispiel das neu gestaltete Mitglieder- und Kundenportal, aber auch viele technologisch innovative Themen wie das Monitoring. Meine Aufgabe ist es nun, das Ganze über die Organisation einheitlich auszurollen, sodass wir insgesamt digital schlagkräftiger werden und die nächsten Schritte gehen können, während wir die Systeme, die wir noch modernisieren müssen, auf die Reise schicken.

Mit welchem Auftrag bist du zur GEMA gekommen?

Die Mitglieder erwarten zu Recht, dass sie schneller an ihr Geld kommen, schneller an die Tantiemen und dass sie früher wissen, mit was sie von der GEMA rechnen können. Dazu müssen wir digitale Produkte entwickeln, die diesen Bedarf erfüllen. Und die IT muss sich entsprechend einfügen. Hinzu kommt, die Kosten – während wir wachsen – nicht ansteigen zu lassen, sodass wir immer kosteneffizienter werden, relativ zu den Einnahmen, die wir haben. Wir möchten die besten werden, auch was die Effizienz unserer Arbeit betrifft. Da wird die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen.

Wenn du dir von den Mitgliedern etwas wünschen könntest für deinen neuen Job bei der GEMA – was wäre das?

Für mich ist es wichtig zu verstehen, wie Musikschaffende mit neuen Technologien arbeiten. Natürlich mit KI, aber auch allgemein. Wie sieht der kreative Prozess der Zukunft aus? In einer Welt, in der KI immer dominierender wird, wie bringen sich die Kreativen da ein? Das Zweite, was ich brauche, ist laufendes Feedback: Wie sind die Services, die wir anbieten, und wie sind die Portale? Dasselbe gilt auch für die Musiknutzerinnen und -nutzer. Finden sie ihre Tarife leicht? Können sie sich gut selbst helfen? Je einfacher wir es ihnen machen, Tarife zu nutzen und zu lizenzieren, desto leichter können wir das Geld wieder an unsere Mitglieder verteilen. Wir brauchen laufend Rückmeldungen, wo wir stehen.

Die GEMA befindet sich ja oft im medialen Diskurs. Welche Rolle hat sie für dich?

Die GEMA ist wichtig, weil sie Musikschaffenden ermöglicht, von ihrer Arbeit zu leben, und weil sie menschliche Schöpfungskraft repräsentiert. Ich glaube, wir müssen lernen, diese Geschichte besser zu erzählen. Die GEMA wird von vielen Menschen als Organisation wahrgenommen, die Geld eintreibt, ohne dass die Menschen den Hintergrund dazu kennen: Die GEMA wird von ihren Mitgliedern gesteuert. Die Mitglieder entscheiden, wie sie mit dem Geld umgehen, wie sie Kulturförderung betreiben und es unter sich aufteilen, um kulturelle Vielfalt zu erhalten. Wenn die Öffentlichkeit das versteht, dann können wir die Wahrnehmung der GEMA signifikant verändern – und werden dann hoffentlich auch keine Diskussionen mehr um den Weihnachtsmarkt haben, wo zwei Cent pro Besucher für die GEMA fällig werden und acht Euro für die Bratwurst.

Wenn du mal nicht arbeitest: Hörst du selbst eigentlich auch Musik – was findet sich in deiner Spotify-Playlist?

Da findet sich viel Techno und elektronische Musik, Felix Kröcher oder Amelie Lens, Klassiker wie Kraftwerk. Aber auch Schlager fürs Herz, die ich ab und zu auch mal brauche.

 

 

Ralph Kink

studierte Elektrotechnik an der TU München und begann danach seine Karriere in der Softwareentwicklung. 1999 wechselte er zu Microsoft. Dort hatte er über 25 Jahre hinweg verschiedene leitende Managementpositionen inne, ab 2017 war er als CTO für die technologische Zusammenarbeit mit Microsoft-Partnern verantwortlich. Nach seiner Zeit bei Microsoft startete er als Co-Founder und CTO mit digital.fwd, einer Unternehmensberatung für Digitale Transformation. In seiner neuen Funktion bei der GEMA wird er die technologische Weiterentwicklung, Digitalisierung und Innovationen innerhalb der GEMA vorantreiben.