Johannes Daniel Falk lebte zur Jahrhundertwende zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert mit seiner Frau in Weimar. Beide hatten ein großes Herz für Kinder. Als die napoleonischen Kriege Armut und Not über die Gesellschaft brachten, nahm das Ehepaar über 30 Waisenkinder in ihrer eigenen Wohnung auf. Nachdem diese irgendwann zu klein wurde, gründete Falk 1821 das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder und Waisenkinder“ mit integrierter Sonntagsschule.
Die Urfassung von „O du fröhliche“ widmete Johannes Daniel Falk den Kindern in seiner Obhut. Im ursprünglichen Text des Liedes wird in jeder Strophe eines der drei Hauptfeste der Christenheit (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) besungen:
O du fröliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue, freue dich, Christenheit!
O du fröliche, o du selige,
gnadenbringende Osterzeit!
Welt liegt in Banden, Christ ist erstanden:
Freue, freue dich, Christenheit!
O du fröliche, o du selige,
gnadenbringende Pfingstenzeit!
Christ, unser Meister, heiligt die Geister:
Freue, freue dich, Christenheit!
Die Melodie des Liedes basiert auf dem sizilianischen Marienlied „O Sanctissima“. Woher genau Falk diese Melodie kannte, ist allerdings unbekannt.
Bevor Johannes Daniel Falk sein Leben ganz der Unterstützung in Not geratener Kinder widmete, arbeitete er als Schriftsteller und Journalist. Im Jahr 1768 in Danzig geboren, fiel er bereits in der Schulzeit durch seine Begabung für Sprache und seinen bissigen Humor auf. Mit einem Stipendium des Danziger Senats sollte Falk ursprünglich Pfarrer werden. Das Theologiestudium beendete er aber zugunsten des Journalismus ohne Abschluss und ging nach Weimar, wo er unter anderem mit Goethe und Herder verkehrte.
Im Alter von 58 Jahren starb Falk 1826 an einer Blutvergiftung. Seine Frau führte das Rettungshaus noch einige Jahre weiter, bis es in staatlichen Besitz überging.
Bis heute ist Johannes Daniel Falk vor allem als Weimarer Waisenvater bekannt. Sein gewaltfreier Umgang mit Kindern prägte die Pädagogik bis weit nach seinem Tod und galt vielfach als Vorbild. Auch heute tragen zahlreiche Sozialeinrichtungen und Museen den Namen Johannes Falk.
Die heutige Version von „O du fröhliche“ entstand nach Falks Tod durch eine Bearbeitung von Heinrich Holzschuher, einem Weggefährten Falks. Lediglich die erste Strophe übernahm Holzschuher wortwörtlich vom ursprünglichen Verfasser. Seine Version ist bis heute weltweit bekannt und wurde in mehrere Sprachen übersetzt:
O du fröhliche, o du selige
gnadenbringende Weihnachtszeit
Welt ging verloren, Christ ist geboren
Freue, freue dich, o Christenheit
O du fröhliche, o du selige
gnadenbringende Weihnachtszeit
Christ ist erschienen, um uns zu versühnen
Freue, freue dich, o Christenheit
O du fröhliche, o du selige
gnadenbringende Weihnachtszeit
Himmlische Heere jauchzen dir Ehre
Freue, freue dich, o Christenheit