„Wir müssen den Beruf der Songwriterin viel sichtbarer machen“

Foto: Manuel Vescoli

Die Sängerin und Songwriterin ela. baut ihre Mikrofone selbst auf – warum auch nicht, als junge, technikaffine Frau? Die Berlinerin hatte gerade in der Anfangszeit mit vielen Vorurteilen und Widerständen zu kämpfen. Im Interview erzählt sie, wie die Musikbranche diverser werden kann.

Wie selbstbestimmt sind weibliche und nicht-binäre Artists in der Musikbranche?
Es ist schön zu sehen, dass sich gerade viel verändert in der Musikbranche. Es gibt eine Bewegung von großartigen Künstler*innen, die sich das Selbstbewusstsein erkämpft haben, auch selbst zu schreiben. Wenn ich vergleiche, wie das war, als ich mit 16 Jahren angefangen habe: Da hatte ich mit Widerstand zu kämpfen, weil ich eine ehrgeizige junge Frau war, die wusste, was sie wollte. Ich habe mich nicht so leicht von außen formen lassen.


Welche Tipps hast du für junge weibliche oder nicht-binäre Musikschaffende?
Wichtig ist das Umfeld. Ich hatte damals ein tolles Team, das mich einfach wachsen ließ. Und es gibt Situationen, in denen darf man sich nicht in das Vorurteil drängen lassen. Ich weiß noch, wie ich einmal im Studio war und wir wollten das Klavier mikrofonieren. Die Jungs vom Studio meinten zu uns: ‚Okay, wir bauen die Mikros für euch auf‘ – und waren total verständnislos, als wir das selber machen wollten. Aber wir haben uns durchgesetzt und hatten am Schluss genau die Mikrofonierung, die wir haben wollten. Von außen betrachtet ist das doch absurd: Warum sollen wir keine Technik aufbauen, nur weil wir zwei junge Frauen sind?


Was muss sich in der Branche ändern, damit sich die Situation verbessert?
Wir müssen die alten Strukturen aufbrechen. Man kennt z. B. immer nur das klassische Bild: Mann vor Mischpult. Deswegen habe ich dieses Jahr am Weltfrauentag demonstrativ ein Bild von mir gepostet vor einem Mischpult. (lacht) Wir müssen den Beruf der Songwriterin noch viel sichtbarer machen. Wenn ich zurückblicke, was ich mir alles anhören musste, nur weil ich nicht in die typische Schublade gepasst habe. Ich war immer anders als das klassische Frauenbild. Und ich sage meine Meinung frei heraus. Gerade bei der ‚alten Schule‘ kamen da immer wieder Diskussionen auf. Die waren es nicht gewohnt, dass eine Frau ihre eigene Meinung durchsetzen will. Daher musste ich mich immer wieder neu beweisen. Das möchte ich der Generation nach mir gerne ersparen. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, aber es ist noch viel Luft nach oben.