Herr Thiele, freuen Sie sich schon auf die 2021er-Sendung?
Thiele: Diese Stunden sind für mich immer was sehr Besonderes. Weil ich mir an keinem anderen Tag so gut vorstellen kann, was die Leute vorm Radio gerade machen! Der Baum wird geschmückt, vielleicht wird gekocht. Einige kommen gerade vom Nachmittagskrippenspiel aus der Kirche. Andere hören im Auto zu. Und für manche, das darf man nicht vergessen, ist das Radio zu Weihnachten die einzige Gesellschaft! Schön zu wissen, dass diese Menschen durch unser Programm nicht alleine sind. Aber abgesehen von der Radiomachersicht: Ich komme bei der Sendung immer selbst in Weihnachtsstimmung! Wir spielen viele traditionelle deutsche Weihnachtslieder, aber auch englischen Weihnachtspop und Evergreens. Mal gesungen, mal instrumental. Und je später es wird, desto ruhiger wird die Anmutung, das macht unsere Musikredaktion immer super. Wenn ich nach der Sendung nach Hause fahre, bin ich selbst ein bisschen selig.
Sie sind selbst Mitglied der GEMA und haben die Textdichter-Masterclass der Celler Schule besucht. Aus Ihrer Sicht: Welches Weihnachtslied ist das mit dem schönsten Text?
Thiele: Mich fasziniert textlich immer wieder „Es kommt ein Schiff, geladen“. Die simplen Bilder haben so viel Kraft. Allein dass das Segel dieses Schiffes die Liebe ist, geht mir immer wieder nahe und ist ein Versprechen, das über Weihnachten hinausgeht. Was die (Mit-)Singbarkeit angeht, steht bei mir allerdings „O du fröhliche“ ganz oben. Unschlagbar eingängig durch die Wiederholungen am Anfang und Ende jeder Strophe. Und die langen Vokale lassen jeden lächeln, der ein Herz hat.
Aus Ihrer Erfahrung: Was brauchen die Menschen an Weihnachten?
Das, was sie auch den Rest des Jahres über brauchen: Wärme, Liebe, ein Zuhause. Sicherheit. Hoffnung auf das, was sie sich ersehnen, privat, beruflich, weltpolitisch. Das Gefühl, nicht alleine zu sein. Und ein Essen, das die Seele wärmt.
Haben sich die Bedürfnisse durch das Coronajahr verändert?
Viele Familien haben 2020 wegen der C-Regeln nicht gemeinsam feiern können. Da gibt es sicherlich Nachholbedarf, was das weihnachtliche Miteinander angeht. Es ist einfach etwas anderes, zusammen zu sein an so einem Tag. Sich in den Arm zu nehmen. Geschenkpapier aufzureißen, Freude live zu erleben. Sich das Flötenspiel der Nichte oder des Enkels anzuhören (das die evtl. besser noch mal geübt hätten). Gehört alles dazu. Da waren Skype und Zoom letztes Jahr nur ein schaler Ersatz.
Was wünschen Sie sich für 2022?
Gesundheit für meine Lieben und mich und. Und wieder ein paar magische Momente wie in diesem Jahr.
Interview: Lars Christiansen